ALBATROS – Die Taufe
Am 11. September 2010 war es endlich soweit: An traditionsreicher Stätte, im Bootshaus der Ammersee-Segelschule (gegründet 1928) wurde meine ALBATROS getauft!
Zu meiner großen Freude konnte ich Heide, die Tochter des Schulgründers Heinrich Seidl (1905-1993), als Taufpatin gewinnen. In einem kleinen Kreis von Freunden ging die Zeremonie vonstatten.
In meiner Taufansprache erinnerte ich an die Geschichte der Zarenyacht ALBATROS:
Zur Taufe des ALBATROS-Modells im Sommer 2010
In Hamburg, in der Hansestadt, Max Oertz einst seine Bootswerft hatt‘.
Dort baut, für Fürsten und Mäzene, er Segeljachten, große, kleene.
Die segeln schnell – hol’n viele Preise; sein guter Ruf zieht weite Kreise.
Auch Russlands Zar hat das vernommen, und ist auf die Idee gekommen:
’ne Kutteryacht von Oertzen’s Brett wär‘ als Geschenk bestimmt sehr nett!
Der Maxe hat dann Post bekommen: und gern den Auftrag angenommen.
Jetzt wurd‘ gewerkelt und geschmiedet, geplankt, gehobelt und genietet.
Die SKIDBLADNIR, lang – 13 Meter, ging dort zu Wasser wenig später.
Im Juni 1905 macht sich ein Kaleu auf die Strümpf‘, im Auftrag seiner Majestät
zum Reiherstieg, das Boot zu testen. Er kann berichten nur vom Besten:
Das Schiffchen läuft, es ist ’ne Wonne, bei Sturmgebraus und auch bei Sonne!
Sehr gutes Schiff, das muß er sagen! Sein‘ Majestät wird Freude haben.
Von Hamburg geht’s per Bahn sodann nach Friedrichshafen/Schwabenmeer
Württembergs König freut sich sehr!
Am 9. Juli ist’s soweit, es wurde auch die höchste Zeit:
Die Königin ist heute hier und segelt erstmals SKIDBLADNIR.
Die Welt sich dreht im Zeitenwandel, um SKIDBLADNIR wird jetzt verhandelt.
Viel‘ and’re Namen trägt sie nun, und neue Eigner Neues tun:
Zur schicken Yawl wird sie getakelt weil’s leichter segelt, nicht so hakelt.
Die Hohners hab’n sich lange Zeit an ihrer Zarenyacht erfreut.
Am Ammersee an Münchens Rand Herr Seidl sein‘ Berufung fand:
Für seine Schule fand er hier ein ideales Windrevier.
Das Segeln lernen kann man dort, Jahrzehnte schon! Ein toller Sport!
Er hat von dieser Yacht gehört und hofft, dass sie bald ihm gehört!
Im Jahre ’36 dann, er einfach nicht mehr anders kann:
Er holt das Schiff vom Bodensee nach Herrsching an den Ammersee
und lässt sich auf dem Törn nach Diessen vom Wassereinbruch nicht verdrießen.
Den ALBATROS, das ist doch klar, fand Papa Seidl wunderbar.
Das Schiff war jetzt sein großer Stolz. Es war ja schließlich ganz aus Holz;
– wie alle Boote seiner Flotte, – Prinzipiensache? – gar Marotte?
Ganz gleich was man heut‘ denken will, die alten Kähne hatten Stil:
NACHTIGAL, MÖWE, PELIKAN – AMSEL, PIROL, KORMORAN,
damit zu segeln, das war Fun! Da kommt kein Plastik-Kreuzer dran!
Die Nazis war’n, wen wundert das, bei Seidl nicht die großen Stars.
D’rum haben sie ihm unverhohlen, die Segelschule weggestohlen.
Ganz frech segelten braune Käuz‘ hier munter unter’m Hakenkreuz.
Nach „tausend Jahren“, welch ein Glück, bekam Papa seine Schul‘ zurück.
Die Segelschüler hatten’s nun mit diesem ALBATROS zu tun!
Den Riesenvogel flott zu machen ist keine von den leichten Sachen.
Doch segelt er dann hoch am Wind fühlt man sich glücklich wie ein Kind.
Solch ein Erlebnis das bleibt hängen, und keine Zeit kann es verdrängen.
So ging mir’s ’64 auch, – mit Herzklopfen – bis in den Bauch, ging ich an Bord
das zu erfahren, was ich erträumte mir seit Jahren.
Sehr bald schon habe ich erkannt: Ein Virus hat sich eingebrannt!
Da hilft kein Arzt, nicht Medizin – Da hilft nur eins, ich könnt’s beweisen:
Wieder an Bord und Schoten reißen!
Die alten Yachten, wie famos, lassen uns Segler niemals los!
Doch nicht nur mir ist’s so ergangen, – viele nahm ALBATROS gefangen.
Sie komm’n noch heute auf Besuch zum Segeln unter seinem Tuch.
Die Zeit verrinnt – lang ist das her. Den Papa Seidl gibt’s nicht mehr.
Du, Stefan, führst die Schule nun, und hast damit stets viel zu tun.
Erhalt‘ Sein Feuer, meine Bitte, das stets gebrannt für diese Hütte!
Bewahr‘ den Traditionsgedanken; – die Segler werden es Dir danken!
Schein-Segler könn‘ das nicht versteh’n; die lass‘ ohne Bedenken geh’n.
Die echten Segler zieht’s zurück: hier kreuzen ist ein starkes Stück!
Zum 100 Jahre-Jubelfeste des ALBATROS kam’n viele Gäste,
um Boot und Freunde hier zu seh’n, und staunend blieben sie nun steh’n:
Sie waren ganz und gar entzückt, als sie das Schiffchen jetzt erblickt:
Das neue Deck mit der Kajüte, das neue Rigg in dessen Mitte,
das blitzt und glänzt, es ist verrückt: Die Restaurierung ist geglückt!
Fünf Jahre später, – das ist heute, steh’n wir am Steg hier, liebe Leute
zu halten wieder eine Feier, doch diesmal ist es etwas freier.
Es gilt zu feiern eine Tauf‘, – drei Jahr‘ hab‘ ich gewerkelt drauf!
Die Heide möcht‘, so meine Bitte, wie es seit Alters gute Sitte,
dies Schifflein taufen also gleich, damit es dann in Neptuns Reich
sich wiederfinde, um uns dann zu zeigen, wie es segeln kann.
Den Champus auf – die Leinen Los! Sollst fliegen, kleine ALBATROS!
Das anschließende zu Wasser lassen gestaltete sich schwierig, aber dann war die ALBATROS in Neptuns Reich.
Die ersten Wenden und Halsen unter den strengen und fachkundigen Augen von Heide, Stefan und den übrigen Freunden waren eine aufregende Sache. Aber alles klappte, dank der eingespielten Crew von „Stefan“ und „Papa Seidl“ im Cockpit, ohne Probleme, so dass wir auf große Fahrt, weit auf den See hinaus gehen konnten.
Für mich war dieser ganze Tag wie ein Traum der Wirklichkeit wurde!
Mein herzliches Dankeschön gilt all denen, die an der Verwirklichung dieses Projektes mitgeholfen haben – ganz besonders aber meiner Frau und meiner Familie!
Für die Bereitstellung ihrer Fotos bedanke ich mich bei Ingeburg Wagenmann (IW) und Nik Marx (NM).
Zitat: Tradition heißt nicht, die Asche bewaren, sondern das Feuer erhalten.
Lieber Gerd
Ich gratuliere Dir zu Deinem prächtigen Modell, das ich schon in Natura habe sehen dürfen. Aber diese Bilder – vereint mit dem Original – sind grossartig!
Herzliche Grüsse
Franz